Portrait Tobias Zander
Volksstimme, 20.08.2016
Foto: Anne Hofmann
Vielleicht ein künftiger Bundesliga-Spieler, Tobias Zander besucht ab nächster Woche das Sportgymnasium in Berlin. Dort wird er für Einsätze in der Regionalliga und 3. Bundesliga fit gemacht und vielleicht folgt in vier Jahren der Sprung in den Profisport. Über den VC 97 Staßfurt ging es für Tobias Zander zum USC nach Magdeburg. Am Mittwoch beginnt das Kapitel VC Olympia Berlin.
Von der Landeshauptstadt mit 232 000 Einwohnern in die Metropole Berlin. Als einer von drei Millionen will Tobias den Sprung in den Profi-Volleyball schaffen. Wie binnen sechs Jahren aus dem Hobby ein Traum wurde? Für einen Zehnjährigen gibt es in Sachen Sport in Staßfurt eigentlich nur drei Optionen: Fußball, Volleyball oder Badminton. Tobias Zander hat alles probiert, ist am Ende aber beim Volleyball geblieben. „Das war die Sportart, die mir am meisten Spaß gemacht hat.“ Wirklich verwunderlich ist das nicht, seine Eltern spielen hobbymäßig, seine ältere Schwester Corinna hat es bis in die 2. Bundesliga geschafft. Zusammen mit Lisa Izquierdo und Lisa Stock spielte sie beim Nachwuchs-Team des Dresdner SC, dem VC Olympia.
Der Erfolg seiner Schwester war es auch, der Tobias angestachelt hat, es ebenfalls im Volleyball zu schaffen. „Es war zwar nie mein Ziel, als ich in Staßfurt angefangen habe, aber ein wenig Geschwisterrivalität ist ja schon immer da“, so der mittlerweile 16-Jährige. Tobias ist eigentlich eher ruhig, macht nicht den Eindruck sportlich verbissen zu sein. Wenn man dem schlaksigen Teenager aber zuhört, wenn er über seine Ziele im Volleyball spricht, hört man, wie sehr er diesen Sport liebt und dass er den nötigen Ehrgeiz hat, um es auch in Berlin zu schaffen. Denn, „ich will besser sein, als die anderen.“ Da konnte ihn auch die Tatsache nicht aufhalten, dass er beim Bundestützpunkt-Probetraining in der Hauptstadt eigentlich bereits abgelehnt war. Der Volleyballer ging nach Frankfurt/Main und trainierte unter Jugendnationaltrainer Matus Kalny, der sich für den 16-Jährigen vom USC Magdeburg entschied. „Er hat gesagt, ich habe ein gutes Spielbrett“, so der 16-Jährige. Kein Wunder, Tobias ist 1,96 Meter groß und hat damit natürlich Volleyball-Gardemaße.
Allerdings wird es eine Umstellung für ihn. Nicht, weil es von Magdeburg in die Bundeshauptstadt geht, „von Hecklingen (wo Tobias wohnt, Anm. d. Red.) nach Magdeburg in die Sportschule war ein großer Schritt, jetzt zum Bundesstützpunkt ist das kein so großer Unterschied mehr.“ Die neue Herausforderung hat nichts mit dem Leben in der Großstadt zu tun. Der Staßfurter muss umschulen. Beim USC war er Mittelblocker, in Berlin ist die Konkurrenz auf dieser Position unheimlich groß. Und fast überall, wo Tobias mitmacht, ist er der Jüngste im Jahrgang. So haben seine Konkurrenten Vorsprung, einige spielen bereits in der Jugendnationalmannschaft. Deshalb wird der 16-Jährige zum Außenangreifer umgeschult. „Das wird eine ziemliche Umstellung für mich. Bislang war ich ja nie wirklich an den Angriffen beteiligt, musste nur Lücken schließen.“ Vom reinen Blocken hin zum Universalgenie. Zukünftig heißen Tobias‘ Aufgaben also aufschlagen, annehmen, angreifen.
Wie die meisten Spieler in Berlin, wird auch der Staßfurter mit einem Doppelspielrecht ausgestattet. So wird er in der Jugend weiterhin für den USC aufschlagen, dann aber als Mittelblocker. „Da muss ich dann immer umdenken“, so Tobias. Trainiert wird aber für Einsätze in der Regionalliga und 3. Bundesliga beim VC Olympia Berlin. Wenn alles nach seinen Vorstellungen läuft, will der 16-Jährige den Sprung in die Bundesliga und Nationalmannschaft schaffen. „Ich muss noch drei Jahre Abitur machen. Dann bin ich hoffentlich pünktlich mit der Schule fertig, wenn ich bei den Männern spielen kann.“ Noch sind spielt er in der U 18 bis U 20.Bis es in der nächsten Woche nach Berlin geht, muss der Staßfurter sich aber erst einmal auf das Trainingsniveau seiner künftigen Mitspieler bringen. Dafür gab es einen Athletikplan. Fünfmal die Woche hieß es, Übungen zur Kräftigung des Rückens, der Beine und Schultern zu absolvieren. „In den Ferien fällt es mir schwerer mich zu motivieren, da müssen meine Eltern mich manchmal noch daran erinnern. Wenn die Schule dann wieder losgeht, freue ich mich aber auf das Training.“