Lisa Izquierdo

Neuanfang in Kleinasien!!a114294440i0014 max1024x

Volksstimme, 29.10.2016


Die 22-jährige Volleyballerin Lisa Izquierdo wagte mit dem Wechsel von Dresden zu Samsun Anakent im Sommer einen Neuanfang. Was die gebürtige Staßfurterin ins Ausland trieb.

Lisa Izquierdo ist auf jeden Fall zu beneiden. Steht die 22-Jährige in ihrer Wohnung in Samsun auf dem Balkon, dann sieht und hört sie das Meer. Samsun ist eine Großstadt in der Türkei mit mehr als 600 000 Einwohnern am Schwarzen Meer. Izquierdo macht hier aber keinen Urlaub, sie arbeitet hier.
Die gebürtige Staßfurterin ist im Sommer vom Dresdner SC aus der Volleyball-Bundesliga in die zweite türkische Liga zu Samsun Anakent gewechselt, hat einen Vertrag bis 2017 unterschrieben. Nach acht Jahren in Dresden wagt sie also einen Neuanfang in einer völlig neuen Umgebung. Es ist ihre erste Auslandsstation. „Ich habe lange überlegt“, sagt sie. Zwischen zwei Trainingseinheiten hat sie sich Zeit genommen, um am Telefon Auskunft zu geben über einen ungewöhnlichen Wechsel. Wer den verstehen will, muss sich die vergangene Spielzeit der Außenangreiferin vor Augen führen. „Es war nicht mein Jahr“, sagt sie. Das ist sanft ausgedrückt. Erst hatte sie mit den Nachwehen eines Bänderrisses aus dem Jahr 2014 zu kämpfen, zum Saisonstart in Dresden 2015 plagten sie dann Rückenprobleme. Bandscheibenvorfälle zwangen die Halbkubanerin zum Pausieren. „Ich hatte Probleme, meine Form zu bekommen.“ Dann wurde im Januar 2016 auch noch ein Knorpelschaden festgestellt. Da war sie wieder sechs Wochen raus. Zwar war sie beim Pokalfinale Ende Februar wieder dabei. Aber die 28-malige Nationalspielerin, die unter anderem Vizeuropameisterin wurde, hatte dieses Gefühl, dass es nicht einfacher werden würde, zu Einsätzen zu kommen. Auch nicht mit gesundem Körper. „Ich bin dem Dresdner SC sehr dankbar. Aber ich wollte was Neues, ich war bereit für das Ausland“, sagt Izquierdo heute.
Sie hatte ein Angebot vom Dresdner SC zur Vertragsverlägerung, aber auch Offerten aus Polen, Frankreich und Italien. Und sie entschied sich für die Türkei. Lange hatte sie mit ihren Eltern und dem Freund darüber gesprochen. „Das ist schon weiter weg, aber ich fand das nicht schlimm.“ Im Team wird englisch gesprochen, aber das war ja auch in Dresden so. Und im Kontakt mit ihren Lieben ist sie ja weiterhin. Täglich telefoniert und skypt sie mit ihrer Mama und ihrem Freund Feodor Boiarchinov. Der ist Eishockeyspieler und wechselte im Sommer vom Zweitligisten Dresdner Eislöwen zu den Kassel Huskies. „Aber nächste Woche kommt er her“, freut sich Izquierdo. Und der kleine Chihuahua aus der Wohnung in Dresden ist ja auch mit in die Türkei umgezogen. Da hat die Volleyballerin ein Stückchen Heimat mitgenommen.Sie gibt zu, dass die zweite türkische Liga ein kleiner sportlicher Rückschritt ist. Aber das Team hat Ambitionen, will in die erste Liga aufsteigen. Zwei Siege in zwei Spielen gab es für Samsun, Izquierdo spielte zweimal durch. „Das ist hilfreich für den Kopf. Ich denke, dass ich nichts falsch gemacht habe. Ich bin super begeistert.“ Trotz der 3000 Kilometer Entfernung zur Heimat.
Wichtig ist: Sie spielt und kann ihren Traum vom Volleyballprofi weiter ausleben. 2008 wechselte sie vom VC 97 Staßfurt nach Dresden. Aber bis heute verfolgt sie den Werdegang ihres Jugendvereins. „Ich bin über Facebook und Instagram informiert.“ Ihre Eltern sind ab und zu bei Heimspielen des VC 97. Sie selbst war zwar im Sommer mal kurz auf Stippvisite in der alten Heimat. Davor war sie aber auch ein Jahr gar nicht in Staßfurt. Ihr nächster Besuch bei den Verwandten steht über Weihnachten an. „Am 24. Dezember habe ich noch ein Spiel, dann fliege ich nach Deutschland und bleibe bis zum 2. Januar“, sagt sie.
Lisa Izquierdo freut sich, dass sie es geschafft hat, mit Volleyball den Lebensunterhalt zu verdienen. Erst am Montag hatte sie mit ihrer Mama darüber gesprochen. Da fiel ihr diese kleine Episode ein. „In der Grundschule kam mal ein Mann auf mich zu und hat gefragt, was ich werden will. Ich sagte: Volleyballprofi.“ Der Neugierige beharrte darauf, dass die kleine Lisa doch was Richtiges machen müsste.Sie hielt aber trotzig fest am Traum. Soviel verrät sie: Am finanziellen Hungertuch nagt sie in der Türkei nicht. „Ich war überrascht, dass man in der zweiten Liga in der Türkei so viel Geld verdienen kann. Aber das steht nicht im Vordergrund.“ Sie wollte einfach nur wieder Volleyball spielen. Die vergangenen beiden Spiele spielte Izquierdo durch. Ja, sie hat also alles richtig gemacht.

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